Konfigurator vs. Formular: Wann lohnt sich was?
Viele Unternehmen starten mit einem Formular und merken erst später, dass sie eigentlich einen Konfigurator brauchen. Dieser Vergleich hilft bei der Entscheidung.
Die Frage "Konfigurator oder Formular" stellt sich vielen Unternehmen, wenn sie ihren Vertrieb digitalisieren wollen. Beide Lösungen haben ihre Berechtigung – aber für völlig unterschiedliche Anwendungsfälle.
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Die fundamentalen Unterschiede zwischen Formularen und Konfiguratoren
- Wann ein Formular völlig ausreicht
- Wann Sie definitiv einen Konfigurator brauchen
- Typische Warnsignale, dass Ihr Formular an seine Grenzen stößt
- Wie der Umstieg vom Formular zum Konfigurator gelingt
Der fundamentale Unterschied
Auf den ersten Blick wirken Formulare und Konfiguratoren ähnlich: Beide sammeln Informationen vom Nutzer. Doch der Unterschied liegt in der Intelligenz:
Formular: "Ich sammle Daten und leite sie weiter."
Konfigurator: "Ich verstehe die Daten, prüfe sie auf Plausibilität, berechne Ergebnisse und führe den Nutzer zur optimalen Lösung."
Ein Formular ist passiv – es nimmt entgegen, was eingegeben wird. Ein Konfigurator ist aktiv – er reagiert auf Eingaben, validiert sie und passt das weitere Verhalten an.
Formulare: Stärken und Grenzen
Was Formulare gut können
Klassische Formular-Tools wie Typeform, Google Forms, JotForm oder Microsoft Forms sind perfekt für:
- Kontaktanfragen: Name, E-Mail, Nachricht – fertig
- Umfragen: Feedback sammeln, Meinungen abfragen
- Event-Anmeldungen: Wer kommt, mit wie vielen Personen?
- Einfache Bestellungen: Produkt A, B oder C in Menge X
- Bewerbungen: Lebenslauf, Anschreiben, Qualifikationen
Formulare sind schnell eingerichtet, günstig (oft kostenlos) und brauchen keine Entwickler. Für einfache Datensammlung sind sie die richtige Wahl.
Wo Formulare an ihre Grenzen stoßen
Problematisch wird es, wenn:
- Optionen sich gegenseitig beeinflussen: "Wenn der Kunde Variante A wählt, sind nur noch Option 1 und 2 verfügbar, nicht mehr 3 und 4."
- Eingaben validiert werden müssen: "Breite mal Höhe darf nicht mehr als 20 m² ergeben."
- Preise berechnet werden müssen: "Der Preis hängt von Material, Größe und gewählten Extras ab."
- Fehler teuer sind: "Wenn der Kunde etwas Unmögliches bestellt, produzieren wir Ausschuss."
In diesen Fällen verlagern Formulare das Problem nur: Statt dass der Kunde beraten wird, muss jemand im Vertrieb die Anfrage nachträglich prüfen, korrigieren und zurückfragen. Das kostet Zeit und führt zu Frustration auf beiden Seiten.
Konfiguratoren: Intelligente Berater
Was ein Konfigurator leistet
Ein Produktkonfigurator ist wie ein digitaler Produktexperte. Er kennt alle Regeln, Einschränkungen und Möglichkeiten Ihres Produktportfolios und führt den Kunden sicher zum Ziel.
Kernfunktionen eines Konfigurators:
- Dynamische Optionen: Was angezeigt wird, hängt von vorherigen Auswahlen ab
- Echtzeit-Validierung: Unmögliche Kombinationen werden verhindert, nicht nur gemeldet
- Live-Preisberechnung: Der Kunde sieht sofort, was seine Auswahl kostet
- Produktvisualisierung: Der Kunde sieht, was er bekommt
- Geführter Prozess: Schritt für Schritt zur fertigen Konfiguration
Typische Anwendungsfälle für Konfiguratoren
- Möbel: Schränke, Regale, Küchen mit individuellen Maßen und Ausstattungen
- Industrieprodukte: Maschinen, Anlagen, Werkzeuge mit technischen Spezifikationen
- Fahrzeuge: Autos, Fahrräder, Nutzfahrzeuge mit vielen Ausstattungsoptionen
- Bekleidung: Maßkonfektion, Teamkleidung mit Veredelung
- Fenster & Türen: Maße, Materialien, Verglasung, Sicherheitsoptionen
- Software: Lizenzpakete, Module, Nutzeranzahlen
Die Entscheidungshilfe: Formular oder Konfigurator?
Sie brauchen einen Konfigurator, wenn:
- ✓ Optionen sich gegenseitig beeinflussen oder ausschließen
- ✓ Preise dynamisch aus mehreren Faktoren berechnet werden
- ✓ Bestimmte Kombinationen technisch nicht möglich sind
- ✓ Sie Beratungszeit im Vertrieb sparen wollen
- ✓ Fehlerhafte Bestellungen ein teures Problem sind
- ✓ Kunden Ihre Produkte selbstständig konfigurieren sollen
- ✓ Sie ein konsistentes Angebotswesen benötigen
Ein Formular reicht, wenn:
- ✓ Alle Optionen unabhängig voneinander sind
- ✓ Preise fest sind oder einfach berechnet werden können
- ✓ Sie primär Kontaktdaten sammeln
- ✓ Jede Anfrage ohnehin individuell bearbeitet wird
- ✓ Die Produktkomplexität gering ist
Warnsignale: Wann Ihr Formular an seine Grenzen stößt
Diese Symptome deuten darauf hin, dass ein Formular nicht mehr ausreicht:
1. Häufige Rückfragen
Wenn Ihr Vertrieb bei jeder zweiten Anfrage nachfragen muss ("Haben Sie an X gedacht?", "Y ist nicht kompatibel mit Z"), fehlt dem Formular die nötige Intelligenz.
2. Fehlerhafte Bestellungen
Kunden bestellen Kombinationen, die nicht funktionieren. Das führt zu Reklamationen, Nacharbeit oder Stornos. Ein Konfigurator hätte diese Fehler im Vorfeld verhindert.
3. Komplizierte interne Prozesse
Wenn Sie Excel-Tabellen oder komplexe Wenn-Dann-Regeln brauchen, um Formularanfragen zu verarbeiten, haben Sie die Logik an der falschen Stelle. Sie gehört in den Konfigurator.
4. Lange Angebotszeiten
Wenn zwischen Anfrage und Angebot Tage vergehen, weil jemand manuell kalkulieren muss, verlieren Sie Geschäft an schnellere Wettbewerber.
5. Inkonsistente Preise
Wenn verschiedene Mitarbeiter für dieselbe Konfiguration unterschiedliche Preise berechnen, fehlt ein verbindliches System.
Der Umstieg: Vom Formular zum Konfigurator
Wenn Sie sich für einen Konfigurator entscheiden, müssen Sie nicht bei Null anfangen. Ihre Erfahrungen mit dem Formular sind wertvoll:
Was Sie aus der Formular-Phase mitnehmen
- Häufige Anfragen: Welche Produkte werden am meisten konfiguriert?
- Typische Fehler: Welche falschen Kombinationen werden oft gewählt?
- Rückfragen: Welche Informationen fehlen regelmäßig?
- Prozesse: Wie verarbeiten Sie Anfragen heute?
Schrittweiser Übergang
Sie müssen nicht alles auf einmal umstellen. Ein sinnvoller Weg:
- Pilotprodukt wählen: Starten Sie mit einem Produkt oder einer Produktgruppe
- Regeln dokumentieren: Erfassen Sie alle Abhängigkeiten und Einschränkungen
- MVP entwickeln: Ein funktionierender Basis-Konfigurator, ohne alle Extras
- Testen und lernen: Feedback sammeln, Probleme identifizieren
- Ausrollen und erweitern: Weitere Produkte hinzufügen, Features ergänzen
Kosten-Nutzen-Betrachtung
Ein Konfigurator kostet mehr als ein Formular – aber er bringt auch mehr:
Einsparungen durch einen Konfigurator
- Vertriebszeit: Weniger Beratungsgespräche, schnellere Angebote
- Fehlerkosten: Keine falschen Bestellungen, keine Reklamationen
- Prozesskosten: Automatische Datenübergabe statt manuellem Abtippen
Zusätzliche Vorteile
- 24/7 Verfügbarkeit: Kunden können jederzeit konfigurieren
- Konsistenz: Jeder bekommt denselben, korrekten Preis
- Skalierbarkeit: Mehr Anfragen ohne mehr Personal
- Daten: Wertvolle Insights, welche Optionen beliebt sind
Fazit: Die richtige Wahl treffen
Die Entscheidung zwischen Konfigurator und Formular hängt von Ihrer Produktkomplexität ab:
- Einfache, standardisierte Produkte → Formular
- Komplexe, konfigurierbare Produkte → Konfigurator
Wenn Sie heute mit einem Formular arbeiten und regelmäßig an dessen Grenzen stoßen, ist der Umstieg auf einen Konfigurator eine Investition, die sich schnell auszahlt – durch weniger Fehler, schnellere Prozesse und zufriedenere Kunden.
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